Gunther, willkommen zurück! Wie fühlt es sich an, wieder in Österreich zu sein?
Gunther: Danke der Nachfrage! Besonders freut mich, zurück in einer Umgebung zu sein, in der ich mich wieder frei und sicher bewegen kann. Österreich fühlt sich jedoch ungewohnt an, das Land scheint in der Corona-Krise einem kritischen Veränderungsprozess ausgesetzt, dessen Ergebnis noch weit offen ist. Es wirkt etwas verwirrend, aber auch spannend.

Mit KollegInnen vor dem Büro von NGO PRO.
Bitte erzähle kurz über deinen Einsatz?
Gunther: NGO PROmotion Inc. ist eine Partnerorganisation, die in Papua-Neuguinea vielversprechende regionale Projekte betreut – mit beachtlichem Erfolg! Die Projektverantwortlichen aus den Dörfern werden mit erforderlichen Kompetenzen versorgt, beraten, miteinander vernetzt und bis zum Projektabschluss begleitet. Meine Rolle war, NGO PRO als Organisationsentwickler auf dem Weg zum eigenständigen, sozialen Unternehmen zu beraten.
Was hat dich positiv überrascht und wo lagen die größten Herausforderungen?
Gunther: Die Herzlichkeit der Menschen in Papua-Neuguinea – aber auch ihr Potenzial – ließen mein Herz aufgehen. Die größte Herausforderung war erwartungsgemäß kultureller Natur. Dabei denke ich nicht nur an die Einheimischen, sondern auch an das Verhalten der Menschen und Organisationen aus dem reichen Norden. Positiv überrascht hat mich, wie viel wir Europäer von den Menschen in Papua-Neuguinea lernen könnten – und sollten! Dies war ungemein bereichernd, lässt mich aber auch etwas nachdenklich zurück.
Welche Auswirkungen hatte die Covid-19 Pandemie auf deinen Einsatz?
Gunther: Die Maßnahmen der Regierung führten in den Städten Papua-Neuguineas zu sprunghaft steigender Armut und damit zu vermehrter Kriminalität, insbesondere in den Siedlungen am Stadtrand. Einheimische Kolleginnen wurden von marodierenden Banden überfallen. Anlässlich der Corona-Krise entschieden die Verantwortlichen in Österreich, sämtliche Projekte in Papua-Neuguinea vorzeitig abzubrechen. Somit haben alle in Papua-Neuguinea tätigen Fachkräfte ihre Arbeit verloren. Ich werde versuchen, diese Erfahrung gut zu verarbeiten und daraus Kraftfutter für zukünftige Herausforderungen zu generieren.
Was bleibt von deinem Einsatz? Bei deinem Projektpartner aber auch bei dir persönlich?
Gunther: Aufgrund des unerwartet plötzlichen Rückzuges aus Papua-Neuguinea vermute ich, dass von meiner Arbeit nur vereinzelte Resultate bleiben werden. Etwa eine neue Partnerschaft mit einer internationalen Organisation, die ich initiieren und begleiten durfte. Es dürften – wie so oft – die kleinen Lern- und Kommunikationsschritte auf beiden Seiten sein, die am längsten nachwirken. Persönlich nehme ich eine lange Liste an wertvollen Erfahrungen mit, die mich noch lange bereichern werden.
Was gibst du neuen Ausreisenden mit auf den Weg?
Gunther: Die Menschen in Papua-Neuguinea haben ein feines Gespür für westliche Arroganz. Aus Höflichkeit werden BesucherInnen aus dem Westen auf ihr Fehlverhalten meist nicht hingewiesen. So manche Person aus dem Westen hat sich in Folge über unsichtbare Barrieren gewundert, die „wie aus dem Nichts“ entstanden und nur mehr schwer zu überwinden waren. Insofern gebe ich neuen Ausreisenden mit auf den Weg, Menschen aus anderen Kulturen mit größter Wertschätzung, Respekt und einer unvoreingenommenen Lernhaltung zu begegnen.
Zweitens sollte man den Arbeitsauftrag exakt abklären und immer wieder evaluieren. Ansonsten besteht das Risiko, aus der vereinbarten Rolle zu kippen und sich in Aufgaben zu verlieren, die mit dem angestrebten, nachhaltigen Kapazitätenaufbau schwer zu vereinbaren sind.
Über Gunther Redondo:
Gunther Redondo (50), Betriebswirt, Unternehmensberater, Lebens- und Sozialberater, systemischer Coach; vormals Tätig in Erwachsenenbildung, IT und Ziviltechnik. „Lebenslanges Lernen“ bildet den roten Faden seines Lebensweges. Über Reiseerfahrungen unter Segeln berichtete er mit seiner Partnerin Gerlinde Sailer in Magazinen, Vorträgen und auf dem Blog www.zeitwaerts.at.
Partnerorganisation
NGO PROmotion Inc (NGO PRO) ist eine in Papua-Neuguinea einzigartige Organisation, die kleine Nichtregierungsorganisationen und sogenannte ‘Community Based Organisations’ in ländlichen Gebieten durch Beratung im Kapazitäten-Aufbau und in der Organisationsentwicklung unterstützt. NGO PRO bietet außerdem finanzielle Hilfe und eine Förderung der Vernetzung und Kooperation gleichgesinnter Gruppen. Gegenwärtig werden etwa zehn sehr unterschiedliche Gruppen unter anderem aus den Bereichen nachhaltige Forstwirtschaft und Menschenrechte unterstützt. NGO PRO hat ihre Basis in Madang, betreut aber auch Gruppen im Hochland.
Ziel des Personaleinsatzes
Inhalte des Einsatzes sind unter anderem die Beratung und Unterstützung des NGO PRO-Teams bei Organisationsentwicklungsprozessen sowie die Weiterentwicklung und Verbesserung der Organisation und Verwaltung des Partners.