Das afrikanische Land ist von Klimaereignissen besonders gefährdet. Ein Lagebericht von unserem Kollegen Jan Wiesenmüller aus Beira
Am 23. Jänner 2021 ist ein Zyklon, Eloisa, genau über die Stadt Beira gerasselt. Dies ist deshalb so erstaunlich, da nur 20 Tage vorher Chalane hier sein Unwesen getrieben hat. Während der letztgenannte Sturm nur moderate Schäden anrichtete, waren und sind die Auswirkungen von Eloisa weitaus gravierender für die Menschen in der Stadt und auf dem Land. Der Impact ist zwar nicht so desaströs wie bei dem Sturm von 2019, Idai, der die Infrastruktur grundlegend erschütterte, jedoch hat Eloisa sehr viele kleine bis mittelgroße Schäden an einem Großteil der Infrastruktur und der Natur in der Stadt angerichtet.
Es handelte sich um einen Zyklon der Kategorie eins bis zwei mit Windgeschwindigkeiten um bis zu 150 km/h, der viele Bäume und Äste brach, hunderte Dächer beschädigte. Große Teile der Stadt wurden innerhalb kürzester Zeit durch die enormen Regenmengen überflutet. Insgesamt wütete der Sturm knapp 14 Stunden lang über Beira! Offiziell wird von 6 Toten berichtet, jedoch ist anzunehmen, dass diese Zahl sich erhöht.
Für eine endgültige Bilanz der Schäden ist es noch viel zu früh, aber es freut mich bestätigen zu dürfen, dass wir von keinem unserer Partner von übermäßigen Zerstörungen Berichte erhalten haben. Auch das Landesbüro ist mit dem Schrecken davon gekommen. Dieses Mal gab es keine zerstörten Fensterscheiben oder Wasserfälle durch eindringenden Regen zwischen den beiden Etagen des Landesbüros, wie seinerzeit nach Idai. Eine erste Einschätzung seitens des INGC, der mosambikanischen Katastrophenbehörde, ist angehängt.

Unsere Fachkräfte und die Büro-Crew sind unversehrt durch den Sturm gekommen, auch wenn es Schäden an ihren Wohnungen gab. Jaime Cossas Haus wurde komplett abgedeckt, mittlerweile zum 2. Mal, und der anhaltende Regen dringt nun durch die Decke in sein Apartment, dass nur noch in einem Raum bewohnbar ist. Unser Mitarbeiter Star musste während des Sturms mit vier eingeschlagenen Fensterscheiben im Wohnzimmer kämpfen, aber er und seine Familie konnten sich in einen Vorratsraum zurückziehen, solange der Sturm tobte. Alle anderen Mitarbeiter berichteten von nur geringeren Schäden und einzelnen umgefallenen Bäumen in ihrem Wohnbereich.
Wichtig in diesem Zusammenhang ist, dass die Stromversorgung in großen Teilen der Stadt, auch die, in denen unsere Mitarbeiter wohnen, immer noch nicht wiederhergestellt ist. Damit geht einher, dass auch am 3. Tag nach Eloisa vielerorts noch kein Trinkwasser fließt und verbreitet nur eingeschränkte, oder gar keine Telekommunikation bzw. Internetzugang möglich sind (wie auch im Landesbüro). Bei mir zuhause hingegen bin ich gut versorgt.

Da die Stadt großflächig unterhalb des Meeresspiegels liegt und Wasser nur langsam abfließt, stehen nach wie vor große Anteile, vor allem der populären Viertel, hüfttief unter Wasser. Wenn es so weiter regnet wie im Augenblick, ist in den nächsten Tagen nicht mit einer Besserung der Situation zu rechnen. Wir hoffen deshalb sehr, dass das Wetter mitspielt, d. h. die Niederschläge sich verringern und die städtischen Behörden dafür sorgen, wieder Strom und Wasser in diese Viertel zu bringen. Die dortigen Choleraausbrüche von 2019 nach Idai sind nach wie vor nicht vergessen.



Der Flughafen von Beira war nach Eloisa geschlossen, wurde aber heute, dem 25.01., wieder angeflogen von 2 Linienflügen der LAM. Ob dieses auch eine Rückkehr zum regelmäßigen Flugbetrieb bedeutet, wird sich noch herausstellen müssen. Auch der Premierminister des Landes ist aus Maputo eingeflogen, um sich von der Situation ein Bild zu machen.

Besonders besorgniserregend erscheint, mal wieder, die Situation in den ländlichen Gebieten, in denen bereits über Wochen überdurchschnittlich hohe Niederschlagsmengen zu großflächigen Überflutungen geführt und die landwirtschaftliche Produktion vernichtet haben. Durch die zusätzlichen Wassermengen, die der Zyklon nun mit sich führte (mehr als 200 mm in 24 Stunden), ist mit einer Verschlimmerung der Situation zu rechnen. Weitere Verlusten an Menschenleben durch meterhohe Überschwemmungen sind nach den Idai-Erfahrungen nicht auszuschließen. Zur Verdeutlichung angehängt sind einige Bilder eines Hubschrauberüberfluges über unsere Projektregion Buzi, die nur einen Tag vor Eloisa aufgenommen wurden.




Weiterführende Radiobeiträge zum Thema:
Zur besonderen Gefährdung Mosambiks durch Klimaereignisse:
https://srv.deutschlandradio.de/dlf-audiothek-audio-teilen.3265.de.html?mdm:audio_id=897187
Und hier noch ein Beitrag mit spezifischem Bezug besonders auch zu den Mosambik-Sturmereignissen:
https://srv.deutschlandradio.de/dlf-audiothek-audio-teilen.3265.de.html?mdm:audio_id=896861