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Die mutige Dame Naziri Noe


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Von Mark Nadjafi, Projektmitarbeiter in Uganda.


Naziri Noe ist seit einem Unfall querschnittgelähmt und lebt mit ihren beiden Kindern im Dorf Kabasumba. Der Vater ihrer Kinder hat sie vor einiger Zeit verlassen. Seither ist die 42-Jährige ganz auf sich allein gestellt. Doch statt in Depression zu verfallen hat sie einen festen Überlebenswillen entwickelt und gleich mehrere Waisenkinder aus der Nachbarschaft aufgenommen.

Naziri Noe schafft es nicht nur ihren Gemüsegarten, Kochbananen und ihren Schweinestall zu pflegen, sondern unterrichtet auch Jugendliche aus dem Dorf. Sie lehrt jungen Mächen und Frauen Schneidern, Sticken sowie Haarpflege und Haarverlängerungen, ein in Afrika wichtiges Handwerk, da Damen allen Alters gerne kunstvolle Frisuren tragen. Naziri besitzt weder einen Rollstuhl, noch benützt sie Krücken, statt dessen bewegt sie sich auf allen Vieren auf dem nackten Boden und ist imstande körperlich anstrengende Farm-Arbeit zu verrichten.

Oft hilft sie sich mit selbst angefertigten Werkzeugen, zum Beispiel verwendet sie zum regelmässigen Schneiden der Kochbanenstauden einen langen Stab an dessen Ende eine Sichel angebunden ist.

In Uganda haben es Menschen mit Behinderung sehr schwer, besonders auf dem Lande, wo nicht einmal für gesunde Menschen eine ausreichend medizinische Versorgung geboten wird. Der Staat kümmert sich kaum um die Betroffenen, weder mit finanzieller Hilfe, noch mit spezieller Betreuung. Umso erstaunlicher ist die Geschichte Naziri Noes, die inzwischen im Dorf ein hohes Ansehen genießt und ihren Kindern eine gute Mutter ist. Mein Projektpartner CIDI unterstützte Naziri mit dem Errichten eines Schweinestalls, schenkte ihr verschiedene Samen, Werkzeuge und unterrichtete sie – gemeinsam mit anderen – über landwirtschaftliche Anbaumethoden, Mulchen, Kompostieren und der Teilhabe an Sparvereinen.

Letztlich sind es stets Einzelindividuen, die durch ihr Engagement und ihre Vorbildwirkung Veränderung in Bewegung setzen. Naziri Noe ist solch eine Person, die bescheiden und mutig ihr Schicksal selbst in die Hand nimmt und gegen den weit verbreiteten Fatalismus ein Hoffnungszeichen setzt.


Hintergrundinfo: Das Dorf Kabasumba liegt in Rakai, eine von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern geprägte Region im Südosten Ugandas. Die Organisation CIDI, die ich in Kommunikationsagenden berate, leitet seit gut acht Jahren ein Büro mit sechs MitarbeiterInnen, die für Projekte in dieser Region zuständig sind. Die Region ist gekennzeichnet von einer der höchsten Aids-Raten in Uganda, nahezu 25 % der Bevölkerung sind HIV-infiziert. In weiten Teilen leben die Menschen in ärmlichen Verhältnissen, Arbeitslosigkeit und Analphabetismus sind weit verbreitet. Bei einem Monitoring-Besuch stellten mir meine KollegInnen aus Rakai Menschen vor, die durch ein CIDI-Projekt unterstützt werden.

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