Nach Angaben des UN Forums für indigene Fragen gehören Indigene Völker zu den ersten, die die direkten Folgen des Klimawandels spüren. blueEnergy, eine nicaraguanische Partnerorganisation von HORIZONT3000, unterstüzt die gefährdetsten afro-karibischen und indigenen Gemeinden der Karibikküste von Nicaragua basierend auf ihrem reichen traditionellen Wissens in Landwirtschaft und Fischerei, bei ihrer Anpassung an die Folgen des Klimawandels. Die jahrelange Arbeit mit indigenen und afrokaribischen Gemeinschaften an der Karibikküste von Nicaragua, hat blueEnergy geprägt. Klimawandelprogramm-Leiterin Vida Luz Castro ist überzeugt, dass traditionelles Wissen und Praktiken eine wichtige Rolle in der lokalen Widerstandsfähigkeit spielen und in öffentlichen Diskursen und strategischer Planung für die lokale Anpassung an den Klimawandel mehr Beachtung finden sollten.
Ich begleite ein Team von blueEnergy bei der Arbeit an einer Studie über traditionelles Wissen und Praktiken der indigenen Rama Gemeinschaft Bangkukuk Taik. Nach Auskunft der Ältesten und den Community Leaders, hat die Gemeinde ein starkes Interesse an der Erhaltung traditionellen Wissens, vor allem weil die jüngere Generation das Interesse daran aufgrund des Einflusses „moderner“ Lebensweisen zuhenmend verliert.
Die Studie konzentriert sich auf die Identifizierung von traditionellen landwirtschaftlichen und Fischereipraktiken, welche an die neuen Herausforderungen angepasst und in einem partizipativen Prozess mit kulturell angemessenen und modernen Techniken kombiniert werden können. Gemeinsam werden Vorschläge zur Verbesserung der landwirtschaftlichen Praktiken und Diversifizierung der Anbauprodukte erarbeitet um die Widerstandsfähigkeit der familiären Produktionssysteme und die lokale Ernaehrungssicherheit der Familien zu verbessern. In einem Folgeprojekt sollen diese vor Ort umgesetzt werden.
Unterstützt wird das multidiziplinäre Team von den internationalen Spezialistinnen Colette Grinvald und Barbara Assadi, die seit Jahrzehnten mit den indigenen Gemeinden zusammenarbeiten um deren einzigartige Sprache und Kultur fest zu halten.
Während verschiedener mehr oder weniger abenteuerlicher Bootsreisen in die abgelegene Gemeinde, werden Gruppendiskussionen organisiert. Die Ältesten, die bereit sind ihre reiche Erfahrung in der traditionellen „Storytelling“ Weise im lokalen Kriol English das mit Rama Woertern gespickt ist, zu teilen, werden interviewt, Hausgärten und Landwirtschaftliche Parzellen besucht. Mr. John meint in einem der Interviews “We always leave some of our fruit trees to the wild animals for eat, and later we strike them” eine Praktik die immer weniger Beachtung findet.
Barbara Assadi im Gespräch mit Mr. Pope und seiner Tochter über die Pflanzen in ihrem Hausgarten
Mr. Pope ist sehr stolz auf seine traditionelle Harpune, einer der letzten ihrer Art, aus dem Holz einer lokalen Palme, die er “for strike turtle and big fish” benutzt.
Die Ältesten von Bangkukuk Taik sind sehr besorgt über die Tatsache, dass eine beträchtliche Anzahl der traditionellen essbaren Pflanzen aufgrund der Invasion der „Meztisos“, welche teilweise mit Gewalt indigenes Land besetzen, bestehende Anbauflächen zerstören sowie unangemesse landwirtschaftliche Techniken einführen, entweder nicht mehr zugänglich sind oder verschwinden. Diese Tatsache bedroht die traditionelle Lebensweise sowie die zukuenftige Anpassungsfähigkeit der Gemeinde zunehmend.
Miss Nelly sagt, “I no go back for plant where I was born because I afraid of the Spaniards them”. Ein bekanntes Problem, welches durch einen Mediationsprozess der Territorialregierung mit den Einwanderern, gemildert werden soll.
Das Pilotprojekt soll auf lange Sicht dazu beitragen die Abhängigkeit und Anfälligkeit der indigenen und afro-karibischen Bevölkerung der Region gegenüber den bereits spürbaren Folgen des Klimawandels wie abweichende Regenmuster, Dürren, Überschwemmungen, Wirbelstürme, Anstieg des Meeresspiegels, die Versauerung der Ozeane, etc. zu reduzieren. Die Verbesserung der kleinlandwirtschaftlichen Kapazitäten auf der Basis traditionellen Wissens soll zur Erhaltung der lokalen Selbstversorgung und der nachhaltigen Adaptierung der Gemeinde an eine unvorhersehbare Zukunft dienen. Ein geplanter „Rama Garten“ welcher im Agroforestry Center der lokalen Bluefields Indian and Caribbean University angelegt werden soll, wird Raum fuer traditionalle Nutzpflanzen der Rama, bieten und deren Schutz verbessern.
Ausserdem soll das Bewusstsein für den Kampf der indigenen Bevölkerung der Region mit den Folgen eines globalen Problems, zu dem sie selbst sehr wenig beigetragen haben, sowie die enorme Kreativität und Flexibilität mancher Gemeinden bei der Anpassung an eine sich verändernde Umwelt in der Region gesteigert werden.
Weiterführende Links:
UN: Climate change and indigenous people, Backgrounder, http://www.un.org/en/events/indigenousday/pdf/Backgrounder_ClimateChange_FINAL.pdf
Facebookpräsenz blueEnergy, https://www.facebook.com/blueenergynicaragua?fref=ts
FAO: Informe de política 10. prácticas ancestrales de manejo de recursos naturales, http://www.fao.org/climatechange/35951-0d6853686446b68e3136adea17661d64b.pdf
Online Lexikon der Rama Sprache, http://www.turkulka.net/
Indigenous people and Climate change, Tyndall Centre for Climate Change Research 2007, http://www.tyndall.ac.uk/sites/default/files/Indigenous%20Peoples%20and%20Climate%20Change_0.pdf