Das sehr sympathische Paar Renate und Gerhard Benkö war die letzten zwei Jahr mit HORIZONT3000 auf Einsatz in Uganda. Kurz nach ihrer Rückkehr haben sie uns im Wiener Büro besucht und ein wenig aus dem Nähkästchen geplaudert. Die erfahrenen Weltenbummler waren nicht zum ersten Mal in Afrika, aber zum ersten Mal in einer katholischen Diözese als Experten eingebunden. Welche Erfahrungen sie mitgenommen haben und mit welchem Mindset man am besten mit den Herausforderungen klar kommt, erzählen sie hier:
Ihr seid seit kurzem zurück. Hattet ihr nach der Rückkehr einen Kulturschock?
Renate: Nein, 2 Jahre sind zu für mich zu kurz, um wirklich „geschockt“ zu sein. Zur Zeit geniesse ich die Vorteile, wie z.B. dass man Wasser aus der Wasserleitung trinken kann, dass Müll getrennt und abgeholt wird, dass Autos bei Zebrastreifen stehen bleiben u.v.m.
Gerhard: Nein, nicht wirklich.
Ihr wart 2 Jahre im Einsatz. War es so, wie ihr euch die Sache vorgestellt habt?
G: Da ich mir auf das Projekt bezogen vorab nicht viele Gedanken gemacht habe, bin ich die Sache relativ unvoreingenommen angegangen. Auf jeden Fall positiv ist die persönliche Ebene die sich in Lira entwickelt hat und die offene Zusammenarbeit mit dem Projektpartner.
R: Als MAP (Mitausreisender Partner, Anm.) wollte ich in erster Linie für einen sogenannten „reibungslosen“ afrikanischen Alltag für Gerhard und mich sorgen. Aus den Erfahrungen unserer früheren Afrikaaufenthalte hatte ich ja schon Übung darin und es verlief im Großen und Ganzen nach meinen Vorstellungen.
Als weitere Vorstellung habe ich für mich schon vor der Ausreise einige Pläne gefasst, mich als Voluntärin in verschiedenen Bereichen der Diözese Lira einzubringen. Das ist mir gelungen, weil mir alle MitarbeiterInnen der Diözese von Beginn an sehr herzlich und offen entgegengekommen sind und mich integriert haben.
Durch dieses Netzwerk ist es mir leichter gefallen, Kontakte zu Bevölkerungsgruppen in einigen Pfarren zu knüpfen und Aktivitäten (Erste Hilfe Unterricht, Kindergarten- und Klinikmitarbeit, Gefängnisbesuche, Frauenarbeit, Deutschunterricht) gemeinsam mit den Menschen durchzuführen.
Ein Projekt hat meine Vorstellungen sogar übertroffen: Ich hätte mir vorher nie gedacht, dass eine für mich einfache Idee – Marmelade-Kochtraining mit 11 Frauen und einem Herrn – mit so viel Freude und Enthusiasmus angenommen werden würde, so dass sich diese Gruppe als OBANGA BER WOMENS GROUP organisieren und verstärkt in der Lebensmittelherstellung weiterarbeiten möchte.
Was bleibt von der Arbeit vor Ort übrig? Euer persönliches Resümee?
R: Als „freiwillige Sozialarbeiterin“ bestand meine Aufgabe hauptsächlich darin, Menschen zu motivieren, Erfahrungen austauschen und wenn es dem Bedürfnis entsprach, gemeinsam praktische Ideen zur Verbesserung der Lebensumstände zu finden und vorhandene Ressourcen zu nützen.
Ich hoffe, dass wichtige Grundätze der „Ersten Hilfe“ – besonders im Fall von Epilepsie (wird zum Großteil noch immer als „Teufelswerk“ angesehen) nachhaltig erinnert werden und bei den Erste Hilfe Kurs TeilnehmerInnen des UCC in Kampala und im Katechistenausbildungszentrum in Ngetta zu einem Umdenken geführt hat und auch weitergegeben werden.
G: Schwer zu prognostizieren, ich kann nicht sagen ob mein Ansatz der fachlichen Zusammenarbeit der richtige war. Ich möchte auf keinen Fall den Projektpartner schlecht reden, falls keine Nachhaltigkeit, im fachlichen Bereich, erzielt wurde. Ich möchte diese zwei Jahre nicht missen.
Was war die größte Herausforderung?
G: Herausforderung war vor allem der Umgang mit dem Lärm in Lira bzw. in ganz Uganda.
R: Für mich ebenfalls; die ersten Monate den permanenten sehr hohen Lärmpegel in Lira und in unserer Nachbarschaft auszuhalten, war die größte Herausforderung. Nach 9 Monaten übersiedelten wir in eine ruhigere Gegend. Das Lärmproblem war halbiert.
Was hat euch am meisten persönlich bewegt, geprägt oder verändert?
G: Die offene freundschaftliche Aufnahme und Akzeptanz. Ich sehe die wichtige Arbeit der katholischen Kirche, im positiven Sinn, jetzt mit anderen Augen.
R: Es war für mich das erste Mal, in ein röm. kath. kirchliches Umfeld mit einbezogen zu sein und es war eine sehr gute Erfahrung. Meine Einstellung zur Kirche hat sich positiv geändert, weil ich mich persönlich überzeugen konnte, welche wichtigen Aufgaben von kirchlichen Institutionen in Norduganda geleistet werden und der Bevölkerung zu Gute kommen.
Ganz persönlich hat mich der selbstlose Einsatz von einigen MitarbeiterInnen der Diözese, vor allem von Bischof Joseph Franzelli – er hat mich vor unserer Abreise gesegnet – besonders geprägt.
Für mich sehr bewegend war auch die Art der Lango Bevölkerung, die mir bei Versammlungen und Besuchen in ihren Dörfern ohne Vorbehalte großes Vertrauen und Gastfreundschaft entgegengebracht haben. Oftmals kehrte ich mit prächtigen Gockelhähnen und Hennen beschenkt nach Hause.
Was macht ihr als nächstes?
R: Zu Weihnachten besuche ich mit Gerhard unsere älteste Tochter und unsere 2 Enkelkinder in Irland. Ich möchte Schifahren gehen und eine Arbeitsstelle in der Krankenpflege / Kinderbetreuung suchen und bekommen.
G: Ankommen in Österreich, neu orientieren und sehen was sich ergibt, alles ohne Stress.
Was gibst du neuen Ausreisenden als Ratschlag mit auf den Weg?
G: Bitte nicht überheblich sein dafür umso mehr Geduld zeigen. Verständnis aufbringen, einiges wird unserer gewohnten Einstellung nicht entsprechen, Umgang mit Homosexualität, Erziehung, Umweltschutz usw. Wie lange haben diese Veränderungen bei uns gedauert, wie viel ist bei uns in der breiten Gesellschaft noch immer nicht angekommen?
R: Große Geduld und viel Humor aufbringen, sich nicht überlegen fühlen, nicht zu hohe Erwartungen und Leistungsansprüche stellen, sich regelmäßig persönlichen Ausgleich und Belohnungen schaffen.