Die aktuelle Hungersnot zeigt, wie groß die Herausforderungen einer nachhaltigen Entwicklung in Afrika sind. Erwin Eder, Geschäftsführer von HORIZONT3000, fordert daher ein Umdenken und eine zusätzliche Entwicklungsmilliarde für Afrika.
„Es ist erfreulich, dass für die nächsten Jahre eine Erhöhung der bilateralen Entwicklungszusammen-arbeit um 15,5 Mio Euro pro Jahr vorgesehen ist“, bescheinigt Eder der Bundesregierung guten Willen. Gleichzeitig fehlt es der Politik jedoch an Mut, die Herausforderungen in ihrer vollen Tragweite anzunehmen und die Probleme wirklich bei den Wurzeln anzupacken. „Was wir derzeit in Afrika tun, ist zwar sehr wichtig und auch wirksam, aber es ist ein Tropfen auf dem heißen Stein“, so Eder, „wir müssen die österreichische Entwicklungszusammenarbeit auf ein völlig anderes Niveau heben.“
Eder weist darauf hin, dass Österreich laut OECD-Statistik (2016) noch immer nur 0,25 % des BNE für Entwicklungszusammenarbeit zur Verfügung stellt, wenn man die Kosten der Flüchtlingsbetreuung in Österreich herausrechnet. Damit liegt Österreich als eines der reichsten Länder der OECD im Mittelfeld, bei der humanitären Hilfe gar im unteren Bereich. International vereinbart ist ein Beitrag von 0,7 % des BNE. Zudem geht ein großer Teil der Hilfe in wirtschaftlich interessante Länder und nicht in die armen afrikanischen Staaten. Als erstes afrikanisches Empfängerland österreichischer Hilfe lag Uganda im Jahr 2015 an 9. Stelle der Empfängerliste.
Eder fordert zudem
· eine konsequentere und raschere Ausrichtung der österreichischen Politik auf die nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs),
· mehr Engagement in Bezug auf Klimawandel und Menschenrechte,
· mehr Engagement beim Aufbau lokaler Kapazitäten in Partnerländern
· und eine Stärkung der Rolle von NGOs.
Eine einseitige Fokussierung auf Wirtschaftsinvestitionen im Rahmen eines „Marshallplan mit Afrika“ hält Eder für einen Fehler: „Was nützt es, wenn einige Länder ein hohes Wirtschaftswachstum erreichen, und gleichzeitig beispielsweise die Zahl der Klimaflüchtlinge dramatisch zunimmt, weil Lebensräume durch wirtschaftliche Ausbeutung unwiederbringlich zerstört werden.“ Eder verweist auf Papst Franziskus, der einen ganzheitlichen Entwicklungsansatz skizziert, bei dem wirtschaftliche, ökologische und soziale Entwicklung und Nachhaltigkeit eng verzahnt sind.
HORIZONT3000 ist in 7 afrikanischen Ländern tätig und arbeitet dabei eng mit der ADA (Austrian Development Agency) zusammen. Arbeitsschwerpunkte sind ländliche Entwicklung, Schutz natürlicher Ressourcen, Menschenrechte und Stärkung der Zivilgesellschaft. Rund 1 Million Menschen in den afrikanischen Partnerländern profitieren von dieser Hilfe. „Viele unserer Projekte zeigen, dass ganzheitliche Entwicklungsansätze erfolgreich sind und die Situation von Menschen nachhaltig verbessern“, freut sich Eder über die Früchte der Arbeit.