von Jasmin Thomas
Krise nach den Wahlen in Gambia: Das internationale Netzwerk ENDA TIERS MONDE würdigt die senegalesischen Familien, die Flüchtlinge aus Gambia aufgenommen haben. Ndiaga SALL, Projektleiter von ENDA Santé – eine Partnerorganisation von HORIZONT3000 im Senegal – war dabei:
„Wir sind zwar keine humanitäre Organisation, aber wir schulen und unterstützen die Bevölkerung in dieser Grenzregion des Senegals in längerfristigen Projekten mit Ernährungsberatung und Gesundheitsmaßnahmen. Daher war unser erster Gedanke uns zu fragen, was wir für die geflüchteten Menschen, sowie für die senegalesischen Familien die sie aufgenommen hatten, tun könnten. Es wäre unverständlich gewesen, wenn wir die Arme verschränkt und nichts getan hätten. Bei solchen Situationen sollte man die Energien, Ideen und Ressourcen bündeln um gemeinsam etwas zu erreichen, das nützlich und zielführend ist“
Am 21. und 22. Jänner 2017 führte ENDA Santé eine Mission im grenznahen Gebiet zu Gambia durch. In Karang (in dem Gebiet von Sokone, Region Fatick) angekommen, hatte das Team eine Besprechung mit dem Bürgermeister, der Pfarre, der Gesundheitsstation, dem roten Kreuz und den VertreterInnen der Jugendlichen. In das Gebiet von Sokone waren etwa 20.000 Menschen aus Gambia geflüchtet, und in Karang selbst hielten sich zu der Zeit etwa 4.657 Menschen auf. Vor Ort engagierten sich viele senegalesische und gambische Freiwillige, vor allem eine große Mobilisierung von Frauen und jungen Menschen war sichtbar.
Die senegalesische Bevölkerung hat spontan tausende Menschen aus Gambia aufgenommen, die durch die Krise nach den Wahlen in Gambia in die Grenzregionen des Senegal strömten. Durch die Zusammenarbeit der Organisationen, Gemeinden, und der senegalesischen Regierung, konnte rasch Hilfe geleistet werden.
Diese Reaktionen zeigen das Gefühl der starken Verbindung und das gemeinsame Schicksal, das die EinwohnerInnen Gambias, Senegals und ganz Westafrikas miteinander verbindet. Durch die Kooperationen wurde der Weg für ein Zusammenleben aufgezeigt, der betont, dass Solidarität die soziale und institutionelle Norm in Afrika sein kann.
ENDA TIERS MONDE begrüßt die Zusammenarbeit von ECOWAS (Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft), Guinee Bissau, Mauretanien, Senegal sowie alle anderen Mediatoren und UnterstützerInnen die den Dialog als Lösung gesucht haben, bei gleichzeitiger Durchsetzung einer harte Linie bezüglich der Volkssouveränität Gambias. Der Pressesprecher von ENDA sieht darin die Möglichkeit eine neue regionale und afrikanische Initiative aufzubauen, die dem gemeinsamen Erreichen der SDGs dient – als Basis eines Programmes, das die Völker, den Planeten, das Wohlergehen, den Frieden und die Partnerschaften ins Zentrum stellt.
Gabi Gmeindl vom WELTHAUS GRAZ sieht hier ein Beispiel für ein anderes Afrika, nämlich eines das sich selbstbewusst selbst hilft:
„Die Lösung dieser Krise hebelt sämtliche Klischees aus: auf politischer Ebene hat ein afrikanischer Staatenbund ohne Blutvergießen demokratische Rechte durchgesetzt. Und auf humanitärer Ebene wurde Großartiges geleistet: im Distrikt Sokone hat sich die Bevölkerung von 20.000 auf 40.000 verdoppelt, die Flüchtlinge wurden spontan von der senegalesischen Bevölkerung aufgenommen und in Zusammenarbeit mit Behörden und lokalen Hilfsorganisationen versorgt.“