Du bist seit kurzem zurück, hattest du einen Kulturschock?
Nein, eigentlich gar nicht diesmal. Als ich während der zwei Jahre auf Besuch in Deutschland war, das war schwieriger. Zu wissen, ich bin nur kurz da und dann wieder weg. Jetzt ist eine Phase abgeschlossen und die nächste beginnt, das ist einfacher.
Was hast du in nächster Zeit vor?
Ich werde jetzt mal zurück zu meiner Firma gehen. Dort haben sich ein paar Dinge angehäuft in den letzten Jahren. Ich möchte mich auch in Deutschland, in meinem Landkreis verstärkt einbringen. Da gibt es viele Migranten, es geht sehr interkulturell zu und ich würde meine Erfahrung gerne nutzen und Workshops anbieten um bei der Integration zu helfen. Ich kann mir auch gut vorstellen wieder in einen Einsatz für Entwicklungszusammenarbeit zu gehen.
Wie bist du eigentlich auf die Idee gekommen nach Papua-Neuguinea auf Einsatz zu gehen?
Ich war 2012 auf einer 6-wöchigen Reise in Australien und bin dort mit einem Papua ins Gespräch gekommen der mir von seinem Land erzählt hat; das hat wahnsinnig interessant geklungen. Wieder zu Hause ist die Idee gereift einen Entwicklungshilfe-Einsatz zu machen. Ich war dann auf der Messe für Entwicklungshilfe in Bonn und habe Möglichkeiten gesucht als Handwerksmeister auf Einsatz zu gehen. Was gar nicht so leicht zu finden war. Im Internet bin ich dann auf HORIZONT3000 gestoßen und die Möglichkeit nach Papua-Neuguinea zu gehen.
Gab es noch Hürden auf dem Weg zur Bewerbung?
Englisch war noch eine Herausforderung. Ich konnte es damals nicht wirklich gut, begann also zu lernen und habe mich kurzerhand 4 Wochen vor dem Auswahlseminar zum Cambridge Certificate angemeldet.
Sprachlich interessant ging es auch in Papua-Neuguinea weiter mit 840 verschiedene Sprachen. Tok Pisin habe ich relativ schnell gelernt und noch ein, zwei Dialekte dazu. Es ist aber auch oft passiert, dass ich in Dörfern mit gänzlich anderen Sprachen konfrontiert war. Das hat richtig Spaß gemacht.
Musstest du in deinem Alltag viel reisen?
Gar nicht so viel. Ich war hauptsächlich in der Schule, habe Projekte organisiert, Kontakte mit Firmen aufgebaut. Dafür musste ich zuerst ein Konzept aufstellen und damit richtig betteln gehen. Zuerst wollte uns niemand Aufträge erteilen, weil die Schule so einen schlechten Ruf hatte.
Wie hat sich das während deines Einsatzes geändert?
Beträchtlich! 2016 überlebte die Schule zur Gänze von dem Geld, dass sie selbst durch Aufträge erwirtschafteten. Das ist nur durch den Projekteinsatz möglich geworden. Ein Schwerpunkt der diesen ganzen Prozess begleitet hat, war der Aufbau eines Finanzmanagements. Ich habe eine Kollegin geschult und mittlerweile kommen wirklich 100% der Einnahmen bei der Schule an, das ist ein echter Erfolg. Ich habe im letzten halben Jahr auch mit Angelika Hagerl-Schwarzl in dem Bereich zusammengearbeitet, eine HORIZONT3000 Kollegin, die diese Standards im Schulsystem weiter verankern wird.
Was habt ihr noch unternommen um das Renommee der Schule zu verbessern?
Wir haben bei der Gewerbeshow von Madang teilgenommen. Für NGOs und Schulen gab es zwar nur begrenzte Flächen, dafür aber kostenlos. Die Vorbereitungen für die Teilnahme waren ein spannender Prozess. Wir hatten kein Budget unseren Stand zu bauen oder zu gestalten, also haben wir auf Materialien zurückgegriffen die gratis vor Ort zu finden waren. Wir haben aus eingefassten Bambusstangen Wände gebaut, die wiederverwendet werden konnten und einen ansehnlichen Präsentationsstand abgegeben haben. Dann haben wir noch Infomaterial und Flyer gedruckt und sind so ausgerüstet zweimal bei der Show angetreten.
Was hat dir beim Beziehungsaufbau mit den Menschen in deinem Projekt geholfen?
Ein super Mittel war das Fotografieren! Ich fotografiere sehr gerne und habe schnell bemerkt, dass sich alle ehrlich freuen wenn sie Fotos von sich bei der Arbeit haben. Solche Bilder hatten viele bisher noch nie von sich. Das war ein guter Eisbrecher.
Du warst 2 Jahre im Einsatz. War es so, wie du dir die Sache davor vorgestellt hast?
Da es für mich mein erster Einsatz war, bin ich ohne eine wirkliche Vorstellung, aber offen und neugierig an das Projekt rangegangen. Im Verlauf des Einsatzes kam die Erkenntnis: das ist genau was ich immer gerne machen wollte und hat den Erwartungen voll entsprochen.
Wie war es ohne deine Familie auf Einsatz zu gehen?
Meine Familie und ich haben uns sehr früh über meinen Wunsch mein Wissen mit anderen in einem Projekt zu teilen ausgesprochen. Ich möchte mich an dieser Stelle bei meiner Frau und den Kindern ganz herzlich bedanken, mir diesen Wunsch zu verwirklichen.
Diese Zeit von 2 Jahren war eine wertvolle und positive Erfahrung in unserer Ehe für jeden von uns mit allen Hochs und Tiefs.
Was bleibt von deiner Arbeit vor Ort übrig? Persönliches Resümee?
Die messbaren Ergebnisse aus dem Projekt konnte man schon im ersten Jahr feststellen. Die verbesserte Verwaltung der Finanzen sowie die neuen Kenntnisse von Lehrmethoden und die Einstellung zum Unterricht bei den 12 Lehrkräften ist offensichtlich.
Als Resümee ist zu sagen, dass der Einsatz die Wichtigkeit von Personaleinsätzen in der Entwicklungszusammenarbeit unterstreicht, die Zufriedenheit ist auf beiden Seiten. Der eingeschlagene Weg der Berufsschule durch das Projekt bietet gut Voraussetzungen für ein abgestimmtes Bildungsangebot auf lokale Bedürfnisse.
Deine größten Herausforderungen, Hindernisse, Probleme?
In einem Projekt Land wie PNG „the Land of the unexpected“ ist jeder Tag eine schöne Herausforderung, Hindernisse und Probleme kann man miteinander partnerschaftlich lösen. Die Papuas sind sehr offen und wohlgesonnen für Neues, aber eben auch besonders im Allgemeinen.
Was hat dich am meisten persönlich bewegt, geprägt oder verändert?
Die Einstellung zur Katholischen Kirche. Mein Projekt-Partner war die Catholic Arch-Diocese of Madang, welche lokalen Service im Bereich Gesundheit und Bildung jeden Tag bis in den letzten Winkel im Busch, oftmals mehrere Tag Fußmarsch ins Nirgendwo bereitstellt und ausbaut, das hat mich schon sehr positiv beeindruckt. Ich habe jetzt ein besseres Bild und Einstellung zur Kirche.
Des Weiteren bewegt einen zu sehen wie das Wantok-System (ethnische Gemeinschaft) gelebt wird. Für unseren Kulturkreis sehr schwer nachzuvollziehen. Eine schöne Erfahrung die bleibt.
Was gibst Du neuen Ausreisenden als Ratschlag mit auf den Weg.
Den Oberlehrer zu Hause lassen und den verständnisvollen, geduldigen mit frischen Ideen und positiver Einstellung ausreisefreudigen TA einpacken. Humor, Flexibilität und Spaß an der neuen Umgebung auf Augenhöhe hilft schon viel weiter.