Das Welthaus Graz feiert heuer sein 50-jähriges Bestehen. Als Mitgliedsorganisation hat es ganz wesentlich zu den Erfolgen von HORIZONT3000 beigetragen. Nicht nur in unserem Senegal-Programm, in Brasilien oder Tansania, sondern auch in der Gesamtorganisation. Gemessen an seiner Größe hat es sich in seiner konstruktiven Art stets mit enormem Engagement und großer Kompetenz eingebracht. Wir stellten Sigrun Zwanzger, stv. Geschäftsführerin vom Welthaus Graz und Vorstandsvorsitzende von HORIZONT3000, ein paar Fragen.

Sigrun, nehmen wir an, unsere LeserInnen würden euch im Aufzug treffen. Wie würde euer Elevator Pitch lauten, wenn ihr den Klassiker aller Fragen gestellt bekommt: Was macht das Welthaus Graz?
Sigrun: Welthaus ist eine Einrichtung der Katholischen Kirche Steiermark. Wir unterstützen Menschen in Afrika, Asien, Lateinamerika und Osteuropa dabei, ihre Lebensbedingungen zu verbessern und ihre Menschenrechte einzufordern. In Österreich zeigen wir weltweite Zusammenhänge auf und engagieren uns für einen nachhaltigen Lebensstil. Das Angebot reicht von Workshops und Vorträgen über einen Medienverleih bis zu Filmscreenings, Ausstellungen und einem Medienverleih zu globalen Themen.
Und wie würdet ihr die letzten 50 Jahre Welthaus zusammenfassen? Euer Resümee bisher?
Sigrun: In einer globalisierten Welt sind die großen Zukunftsfragen nur durch globale Zusammenarbeit lösbar. Diese Erkenntnis spielte schon vor 50 Jahren eine wichtige Rolle, als das Welthaus am 29. Mai 1970 vom kürzlich verstorbenen Altbischof Johann Weber in Graz gegründet wurde. Seither hat sich Welthaus in über 50 Ländern für Menschenrechte, bessere Lebensbedingungen und den Schutz von Lebensräumen eingesetzt. Mehr als 2000 Workshops und Veranstaltungen von Welthaus haben hierzulande über globale Zusammenhänge informiert und für einen nachhaltigen Lebensstil geworben. Die finanziellen Mittel dafür stammen von der Katholischen Kirche Steiermark sowie aus Kofinanzierungen durch die öffentliche Hand und Spenden. Was 1970 als Ein-Mann-Betrieb begann, ist heute die größte entwicklungspolitische Organisation der Steiermark. Von Anfang an stand der Einsatz für Gerechtigkeit und Menschenwürde im Mittelpunkt. Wir fördern Projekte unabhängig von Hautfarbe, Religion oder Weltanschauung. Ob Indigene in Guatemala, Kleinbauernfamilien in Tansania, Straßenkinder in der Ukraine oder Roma in der Slowakei: Im Fokus steht die langfristige Verbesserung von Lebensbedingungen. Die Projekte werden gemeinsam mit den Zielgruppen und lokalen Partnerorganisationen entwickelt. Bekämpft werden nicht die Symptome, sondern die Ursachen von Armut.
Welche Synergien siehst du in der Zusammenarbeit von Welthaus Graz und HORIZONT3000?
Ich sehe viele Synergien in der Zusammenarbeit. Einerseits können die Mittel von Welthaus durch die Kooperation mit HORIZONT3000 vervielfacht werden, womit die Partnerorganisationen größere Projekte umsetzen können. Weiters sehe ich gute Synergien, was das Qualitätsmanagement betrifft, ebenso wie die Bereiche Wissensmanagement und auch Policy Dialogue, von denen nicht nur die Partnerorganisationen profitieren, sondern vor allem die Zielgruppen in den unterschiedlichen Ländern.
Was wünscht ihr dem Welthaus (von Kirche, Politik, …) zum Geburtstag?
Sigrun: Die Katholische Kirche Steiermark stellt seit 1970 den überwiegenden Teil der finanziellen Mittel für Welthaus zur Verfügung. Dafür sind wir sehr dankbar und hoffen natürlich, dass die wichtige Arbeit von Welthaus auch in Zukunft in dieser Form möglich und abgesichert ist. Auch wenn im Kampf gegen Hunger und extreme Armut weltweit große Erfolge verzeichnet werden konnten, werden die globalen Herausforderungen nicht kleiner – Stichwort Klimakrise oder soziale Ungerechtigkeit. Von der Politik wünschen wir uns auf allen Ebenen, dass NGOs wie Welthaus mit ihren Anliegen noch stärker gehört werden und dass Umwelt- und Klimaschutz, Menschenrechte und soziale Gerechtigkeit bei politischen Entscheidungen einen entscheidenden Stellenwert einnehmen.
Danke für das Interview und alles Gute für die Zukunft!