Gerlinde, willkommen zurück! Wie fühlt es sich an, wieder in Österreich zu sein?
Gerade in der Hoch-Zeit des Corona Lockdowns nach Tirol zu kommen, war natürlich sehr schräg. Am Anfang waren wir zwei Wochen in Quarantäne und konnten nicht gleich unsere Familien und Freunde umarmen. Mittlerweile genieße ich es natürlich meine Lieben wieder zu sehen und auch wieder die Berge hinaufgehn zu können, ohne Bedenken, was die Sicherheit betrifft.
Dass der Einsatz durch Corona so ein abruptes Ende genommen hat und wir uns von manchen netten Menschen, die wir kennengernt haben, nicht einmal persönlich verabschieden konnten, das fühlt sich nicht richtig an und macht auch traurig.

Beim Besuch der Gorokashow, die jährlich in Goroka im Hochland von PNG stattfindet.
Was vermisst du an deinem Leben in PNG? Und was nicht?
Ich vermisse einzelne, bereits liebgewonnene Menschen und das Leben am Meer. Die vielen Einschränkungen, die die Sicherheitslage in Madang mit sich gebracht hat, vermisse ich hingegen nicht.
Welche Momente werden dir besonders in Erinnerung bleiben?
Ein großes Highlight war der Besuch der Gorokashow, die jährlich in Goroka im Hochland von PNG stattfindet. Das rauschende Festival mit etwa 120 Ethnien, Stämmen und Clans gilt als größter „Sing Sing“ Papua-Neuguineas. Der Festplatz erbebt, wenn sich die reichgeschmückten Menschen gleichzeitig zum Rhythmus der Trommeln bewegen!
Außerdem möchte ich die Schulbesuche und damit die Gelegenheit, am Dorfleben teilzunehmen zu können, nicht missen und sehe es als besonderes Privileg, das erlebt zu haben. Ich habe dadurch einen tieferen Einblick in ein ganz besonderes Land bekommen dürfen.
Covid-19 war und ist auch in PNG ein Thema. Wie hast du die Situation wahrgenommen?
Richtig zum Thema wurde es erst, als der erste Corona-Fall bekannt wurde. Danach wurde unmittelbar der Lockdown ausgerufen. Alle Kollegen wurden kurzfristig nach Hause geschickt. Da ich einen Laptop habe, konnte ich im Home Office arbeiten. Meine Kollegen verfügten allerdings nicht über eine entsprechende Ausrüstung und waren teilweise in ihre Dörfer zurückgekehrt. Dies machte es schwierig in Kontakt zu bleiben. Es war natürlich auch spürbar, dass viele Menschen von einem Moment auf den anderen ihre Existenzgrundlage verloren hatten, nachdem beispielsweise der gesamte Straßenverkauf eingestellt wurde. Auf der anderen Seite wurde die Situation von den Menschen auch mit einer gewissen Gelassenheit berachtet. In einem Land, das sich den Slogan „expect the unexpected“ auf die Fahnen heftet, ist man es ohnehin gewohnt, dass sich von einem Moment auf den anderen das Leben verändern kann.
Was nimmst du für dich persönlich vom Einsatz mit?
Es war eine aufregende Zeit, von der ich keinen Moment missen möchte. Es gab viel Kontoverses: z. B. einerseits die freundlichen, offenen Menschen und andererseits die schwierige Sicherheitsituation, die beruflich und auch privat zu Einschränkungen führte.
Mit meinem lokalen Counterpart habe ich viele sehr anregende und philosophische Gespräche geführt, an die ich mich gerne erinnere und die noch immer in mir nachhallen! Die gesamte Einsatzzeit beeinhaltete Ereignisse, die vorher nicht absehbar waren. Von der Kündigung der Landesdirektorin oder der Nachricht, dass sich HORIZONT3000 aus PNG zurückzieht und unsere Einsätze die letzten sein würden, bis hin zum vorzeitigen und endgültigen PNG-Programmstop wegen Corona. Es war eine Art Achterbahn der Gefühle, die viel Lernerfahrungen mit sich brachte!
PNG in 3 Worten?
Lächeln, Kontroversität, Kulturenvielfalt.
Über Gerlinde Sailer
Gerlinde Sailer hat Wirtschaft und Management studiert und ist diplomierte Lebens- und Sozialberaterin. Beruflich war sie in verschieden Branchen (Tourismus, Logistik, Finanzdienstleistung, IT etc.) als Beraterin und Projektmanagerin tätig. Sie liebt es, Pläne zu schmieden – und in die Realität umzusetzen. Unabhängiges Reisen und das Eintauchen in fremde Kulturen waren ihr schon immer wichtig – vor ihrem Projekteinsatz war sie mit ihrem Partner Gunther Redondo in der Karibik und in Mittelamerika auf ihrem gemeinsamen Segelboot unterwegs (siehe auch www.zeitwaerts.at).
Partnerorganisation
Die Erzdiözese ist in Madang neben dem Staat seit 115 Jahren einer der wichtigsten lokalen Anbieter sozialer Dienste. Die betreibt ca. 200 oft sehr schwer zu erreichende Elementar-, Primar-, Berufsschulen und High-Schools. Außerdem koordiniert sie 15 ländliche Gesundheitszentren, die HIV/Aids-Beratung, betreibt Familien/Drogen-/Gewaltarbeit usw. Die Zusammenarbeit mit der Diözese hat sich in vergangenen Projekten als sehr pragmatisch und produktiv erwiesen, auch da sie sehr gut organisiert und verwaltet ist.
Ziel des Personaleinsatzes
Inhalte des Einsatzes sind unter anderem die Beratung und Unterstützung zur Verbesserung der Abläufe im Finanzbereich des Bildungssektors in der Provinz Madang, PNG. Im Finanzmanagement der katholischen Bildungsagentur und der ausgewählten katholischen Schulen in der Provinz Madang sollen die finanzielle Abläufe verbessert werden indem entsprechende Richtlinien und Verfahren für das Finanzmanagement eingeführt werden.